Einen Grund sieht der ULLV-Vorsitzende im Umstand, dass immer weniger vollausgebildete Lehrkräfte unterrichten. Ohne die vielen Aushilfskräfte, oft sind das Studierende, Pensionisten, Erzieherinnen, aber auch Menschen ohne beruflichen pädagogischen Hintergrund, könne der Unterrichtsbetrieb nicht beginnen. Schmid dankte hier Regierung, Schulämtern und Schulleitungen, die unermüdlich Personal akquirieren, um so die Unterrichtsversorgung zu sichern.
Viele Schulen müssen zudem bei ihren Stundentafeln „tricksen“, weiß die stellvertretende ULLV-Vorsitzende Julia Schuck. Einzelne Grundschulen streichen in den Fächern Religion und Sport die dritte Stunde. Andere fassen Schüler in übermäßig großen Lerngruppen zusammen. Förderstunden stehen zur Disposition. Arbeitsgemeinschaften gibt es kaum mehr. Eine Pisa-Offensive, die dazu zwingt Unterricht in musischen Fächern zu kürzen zugunsten von mehr Deutsch und Mathematik, sei nicht die Lösung, so Schuck.
Unter all dem leidet nicht nur die Unterrichtsqualität, was Vergleichsstudien wie PISA zeigen. Ein weiterer Qualitätsverlust entstehe für die Schülerinnen und Schüler im sozialen Miteinander, so Ingrid Otto, ebenfalls stellvertretende ULLV-Vorsitzende. Gerade das Klassenklima und der Umgang mit anderen sei Voraussetzung für schulischen Erfolg. Sorge bereite auch die „Baustelle“ Soziale Medien. „Wir müssen uns informieren, Werte thematisieren und gleichzeitig auch die sog. digitale Ethik im Blick haben. Dafür braucht es mehr Zeit und mehr Köpfe“, so Otto.
Christoph Rüttiger, im ULLV Abteilungsleiter für Schulpolitik, sorgt sich um die „Kernmannschaft“, die grundständig ausgebildeten Lehrkräfte. Sie tragen seit Jahren die Hauptlast: Vertretungen für erkrankte Kollegen, Doppelführung von Klassen und die Anleitung von Aushilfen zehren an den Kräften. Eine Mobile Reserve, die einspringt, wenn sich Lücken auftun, „gibt es faktisch nicht“.
Leidtragende der Bildungsmisere sind auch die Schulleitungen, ihre Arbeitsbelastung steige drastisch. Dass von ihnen noch Impulse für die Schulentwicklung ausgehen grenze an ein Wunder, so Schmid.
Kurzfristig gehe es darum den Schulbetrieb auch mit weiteren Aushilfskräften aufrecht zu erhalten, besonders dann, wenn im Herbst die ersten Krankheitswellen die Schulen erfassen, erklärte der ULLV-Vorsitzende.
Langfristig plädiert der ULLV dafür, den Lehrberuf attraktiver zu gestalten. Die Besoldung nach A13 für alle Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen sei der richtige Weg. Die Umsetzung müsse aber schneller und auch alle mitnehmend vonstattengehen. Ein Silberstreif am Horizont: Die Zahl der Dienstanfänger an Grundschulen steigt.
Weiter fordert der Lehrerverband mehr Verantwortung für jede einzelne Schule, eine andere Vorgehensweise bei Einstellung und Versetzung und eine Neukonzeption der Lehrerbildung mit dem Ziel diese durchlässig zu gestalten. Gegen den Fachlehrermangel hier in der Region hat der ULLV-Vorsitzende einen Vorschlag: „Wir brauchen ein weiteres Staatsinstitut für die Ausbildung von Fach- und Förderlehrkräften, und zwar hier in Unterfranken“.