Bad Kissingen. Gegen Ende der Delegiertenversammlung versuchten sich die 140 Delegierten des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (ULLV) in Bad Kissingen selbst am Tagungsthe-ma. Sie lebten Demokratie: an acht Stehtischen. Dort wartete jeweils ein ULLV-Verbandsvertreter und ein sogenannter Demokratieexperte – darunter Landtagsabgeordnete, Spitzenkandidaten, Führungs-kräfte der Schulverwaltung und Präsidiumsmitglieder des bayerischen Lehrerverbandes. Mit ihren Gästen stellten sie sich in drei Runden den Fragen: Wie ist es heute hierzulande um die Demokratie bestellt? Wie kann Demokratie in der Schule gelingen? Und: Was können wir als Lehrkräfte tun?
Es kam zu regen Diskussionen – mit dem Ergebnis: Oftmals fehle es an den richtigen Rahmenbe-dingungen, um an Schulen mehr demokratische Elemente fest zu verankern. Auch das hierarchische System sei nicht dienlich. Zuvor hatte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ihre Position und die des Verbandes deutlich gemacht: „Wir haben die Expertise; wir wissen, wie Demokratie an den Schu-len gelebt wird. Wir brauchen keine Sonntagsreden und keine Spaltungspolitik.“ Das Motto der Dele-giertenversammlung - „Demokratie leben, Schule stärken“ - setze ein Zeichen. „Für uns ist vor allem eines wichtig: Wir zeigen Haltung“, so Fleischmann.
Auch der frisch im Amt bestätigte ULLV-Vorsitzende Gerhard Bleß meinte: „Wir sind mit unserem Tagungsthema am Puls der Zeit.“ Demokratie brauche Zeit und erfordere eine hohe kommunikative Kompetenz, vor allem auch aufgrund der digitalen, sozialen Medien. „Demokratie muss noch mehr zum prägenden Prinzip an den Schulen werden“, forderte Bleß und machte auch die Rolle seiner Zunft deutlich: „Wir alle müssen hinsichtlich des Unterrichts, der Personalführung, Schulentwicklung und Lehrerbildung immer Demokratie selbst leben. Denn unsere Aufgabe ist es, mündige Staatsbürger hervorzubringen.“ Die gelebte Demokratie geschehe zu selten als bewusstes Handeln.
Der ULLV hat sich den Forderungen seines Mutterverbandes zur Stärkung der Demokratiepädagogik vollumfänglich angeschlossen – und weiter konkretisiert. So braucht es aus ULLV-Sicht beispielswei-se eines verpflichtenden Medienführerscheins für Schülerinnen und Schüler, mehr Projekttage zur politisch-demokratischen Bildung an Schulen und entsprechende Schwerpunkte in der regionalen Lehrerfortbildung.
Am Freitag war Bleß mit über 90 Prozent der Stimmen zum ULLV-Vorsitzenden gewählt worden. Der 61-Jährige aus Gaukönigshofen (Lkr. Würzburg) steht dem Bezirk Unterfranken bereits seit 2000 vor. Mehr als 30 Jahre führte Bernd Kuhn als Schatzmeister die Geschicke. Nun war für ihn Schluss; die Delegierten verabschiedeten Kuhn mit stehenden Ovationen aus seinem Amt. Sein Nachfolger ist Frank Tollkühn. Der ULLV vertritt aktuell 6322 Lehrkräfte, in der Mehrzahl Grund- und Mittelschullehrerinnen und -lehrer. Hinzu kommen 1382 Lehramtsstudenten an der Universität Würzburg.