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Peter Nossol

Lehrermangel belastet Schulstart

ULLV-Vorsitzender Bleß fordert mehr Lehrkräfte

Würzburg. Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV), Bezirksverband des BLLV, befürchtet angesichts steigender Schülerzahlen und den Herausforderungen durch die Corona-Pandemie schon zu Beginn des Schuljahres einen erheblichen Lehrermangel.

Bezogen auf Unterfrankens Grund- und Mittelschulen geht Bleß von mindestens 200Lehrkräften aus, die im Präsenzunterricht fehlen - vor allem Schwangere, aber auch Vorerkrankte und ältere Kolleginnen und Kollegen. „Eine Zahl, die im Laufe des Schuljahres noch weiter steigen wird“, so der ULLV-Vorsitzende.

Dem stehen nur 35 Stellen für sogenannte Team-Lehrkräfte gegenüber. Diese sollen für Lehrerinnen und Lehrer, die wegen der Corona-Pandemie nicht in die Schulen kommen, den Präsenz-Unterricht übernehmen. Das bedeute, dass von Anfang an auf die Lehrkräfte in der Mobilen Reserve, zurückgegriffen werden müsse. Dafür stehen unterfrankenweit 242 Vollzeitstellen zur Verfügung, die gleiche Zahl wie im Vorjahr.

Bleß sorgt sich in diesem Zusammenhang auch um die Qualität des Unterrichts. Mit den neu geschaffenen Team-Lehrkräften, Aushilfslehrkäften ohne pädagogische Ausbildung und sogenannten Ein-Fach-Fachlehrern (zum Beispiel Absolventen von Berufsfachschulen oder Fremdsprachenkorrespondenten), die in Fächern Kunst, Musik, Sport oder Englisch aushelfen sollen, wachse die Zahl derer, die nicht ausreichend auf die besonderen Anforderungen des Lehrerberufs vorbereitet sind.

Der ULLV-Vorsitzende forderte, aus dem sich seit Jahren abzeichnenden Lehrermangel endlich Konsequenzen zu ziehen. Ständig kämen auf die Lehrerinnen und Lehrer neue Aufgaben zu. Integration, Inklusion, Ganztag und Digitalisierung seien Herausforderungen, die ohne zusätzliches Personal nicht oder nur unzureichend bewältigt werden können. „Um einer immer heterogeneren Schülerschaft mit individueller Förderung gerecht zu werden, braucht es einfach mehr Lehrerinnen und Lehrer“, erklärte Bleß.

Die Corona-Pandemie habe nach Meinung des ULLV-Vorsitzenden die Folgen der jahrelangen Mangelwirtschaft schonungslos aufgedeckt: „Wir haben zu wenig Personal, zu kleine und zu wenig flexible Räume, häufig unzureichende hygienische Voraussetzungen und zudem gewaltige Rückstände bei der digitalen Ausstattung der Schulen“.

In diesem Zusammenhang betonte Helmut Schmid, Stellvertretender ULLV-Vorsitzender, die erhebliche zeitliche wie organisatorische Mehrbelastung der Schulleiter. Die vor einigen Monaten hierfür in Aussicht gestellten zusätzlichen Anrechnungsstunden seien noch immer nicht umgesetzt worden.

Bleß weigerte sich grundsätzlich dagegen vom „Regelbetrieb“ zu sprechen: „Wir sind weit entfernt von jeglicher Normalität“. Angesichts der vielen Vorgaben für den Schulalltag appellierte er an die Verantwortlichen in der Schulverwaltung, die Gesundheit von Kindern und Lehrerkräften stets im Blick zu haben ohne alles bis ins Detail einheitlich zu regeln. Es gelte, die notwendigen hygienischen, räumlichen und personellen Grundregeln festzulegen, gleichzeitig aber auch das Vertrauen in die pädagogische Eigenverantwortung der Schulleitungen sowie der Lehrerinnen und Lehrer in den Klassenzimmern zu stärken.