Peter Nossol

Mehr und ausreichend qualifiziertes Personal

Lehrermangel führt zu drastischen Einschnitten

Würzburg. Am Dienstag, 13. September, beginnt in Bayern das neue Schuljahr. Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV), Bezirksverband des BLLV, blickt mit Sorge auf die Unterrichtsversorgung an Unterfrankens Schulen.

Das Kultusministerium und auch die Bezirksregierungen können noch nicht konkret benennen, wie viele Lehrkräfte für das neue Schuljahr fehlen. Der ULLV schätzt jedoch, dass allein in Unterfranken ca. 700 Lehrkräfte in den Grund- und Mittelschulen fehlen, die für eine ausreichende Unterrichtsversorgung sorgen würden. Aber schon jetzt ist klar: „Das größtes Problem ist der Mangel an Lehrkräften, „daran ändern auch viele angestellte Lehrkräfte und andere Nothelfer wenig“, so ULLV-Vorsitzender Helmut Schmid in einem Pressegespräch zu Beginn des Schuljahres 2022/2023, „zumal diese häufig über keine oder eine nur unzureichende Ausbildung verfügen“. Es drohen massive Einschnitte. So könnte es dazu kommen, dass Fächer gestrichten, Klassen größer und auch Hauptfächer nicht mehr von Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet werden.

Unter dem Mangel leiden in erster Linie die Schülerinnen und Schüler, indem die Schulqualität sinkt. Andererseits leiden auch die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort, die durch den Mangel weitere Zusatzaufgaben übernehmen müssen (z.B. Betreuung der Seiteneinsteiger).

Schmids Verband fordert daher mehr und ausreichend qualifiziertes Personal, gleiche Wertschätzung für alle Lehrämter und als Folge eine bessere Eingangsbesoldung für Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen sowie eine Neubeschreibung der Lehrerarbeitszeit. Ziel müsse es sein, die Unterrichtspflichtzeit zu senken und auch Aufgaben wie Inklusion, Integration, Beratungstätigkeit und Zusammenarbeit mit externen Partnern einzubeziehen.

Mit Sorge sieht der ULLV zudem, dass in Unterfranken immer mehr Schulleitungsstellen unbesetzt bleiben. Um dem entgegenzusteuern plädiert der Lehrerverband für eine wesentliche Erhöhung der Leitungs- und Verwaltungszeiten unter Berücksichtigung von sozialen Indices wie zum Beispiel die Zahl der Migranten, Inklusionsschüler, Ganztagsangebote und anderer Schulstandortfaktoren sowie für eine bessere Bezahlung von Schulleitungen. Auch die Verwaltungsangestellten an Schulen sollten umgehend bessergestellt werden.

Der ULLV setzt sich auch für einen veränderter Lern- und Leistungsbegriff ein. Dieser müsse sich in einer deutlicheren Kompetenzorientierung zeigen, weg von der Überbetonung des Abfragewissens, weg von der einseitigen kognitiven Ausrichtung, weg von der gängigen Benotungskultur und weg vom derzeitigen Übertrittmodus, „der ein Kind auf drei Noten reduziert“, so Schmid. Eine wesentliche Verbesserung der schulischen Förderung tut Not, damit alle Schülerinnen und Schüler die Schule mit einem Abschluss verlassen.

In die gleiche Richtung zielt die Forderung nach einer längeren gemeinsamen Schulzeit für alle Schülerinnen und Schüler. Auf der Agenda steht auch der Erhalt von Schulstandorten durch Flexibilisierung des Schulsystems, so zum Beispiel die Schaffung von Mittel-Realschulen, und ein verbindliches 10. Schuljahr für alle. Weiter plädiert der Verband für eine Neufassung aller Übertrittsbedingungen mit der Zielrichtung, dass die Schulen beraten, Eltern aber entscheiden.