„Dass Kultusminister Piazolo behauptet, von den Zwangsmaßnahmen zur Behebung des Lehrermangels seien nur rund ein Prozent der Lehrkräfte betroffen, ist bezeichnend für die eklatante Rechenschwäche bei ihm und seinem Ministerium.“ Mit diesen Worten brachte Gerhard Bleß, Vorsitzender des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (ULLV) sein Unverständnis über die in der Mainpost vom 30.01.2020 nachzulesende diesbezügliche Ministeräußerung zum Ausdruck.
Zudem werde diese Aussage von den Betroffenen als grobe Missachtung der inzwischen bekannt gewordenen eklatanten Auswirkungen in tausenden von Fällen betrachtet. Wer diese klein rede, fache den Unmut unter den Lehrerinnen und Lehrern weiter an und müsse in Zukunft mit noch erheblich mehr Widerstand rechnen als bisher.
Wenn alle Grundschullehrerinnen und -lehrer bis zum 58. Lebensjahr eine Unterrichtsstunde mehr ableisten müssten, bei den über 58-Jährigen bei vielen die Teilzeitarbeit eingeschränkt oder die Möglichkeit von Sabbatjahren abgeschafft werde und alle aus dieser Gruppe künftig zwischen 12 und 22 Monaten später in Pension gehen dürften, dann beträfe dies nicht ein, sondern nahezu 100 Prozent der Lehrkräfte an den Grundschulen, so Bleß. Selbst wenn man als Bezugsgröße die Lehrkräfte aller Schularten als zulässig betrachte, käme man auf mindestens 25 Prozent aller Lehrkräfte in Bayern.
„In Anbetracht dieser Rechenschwäche muss auch die vom Kultusministerium angegebene Zahl von 1400 fehlenden Lehrkräften stark angezweifelt werden“, erklärte Bleß. Bis heute lägen von KM-Seite keine näheren Angaben vor, wie diese Zahl zustande kommt. Er befürchte, auch hierbei seien erhebliche Fehlberechnungen erfolgt. „Das Ministerium muss jetzt seine Berechnung endlich offenlegen, damit wir Lehrerinnen und Lehrer sowie die Öffentlichkeit genau Bescheid wissen“, forderte der ULLV-Vorsitzende.